Der Afghanische Windhund

"Ghazni"

Vor mehr als 100 Jahren wurden die Vorfahren unserer heute in der modernen Welt bekannten Afghanen nach Europa gebracht. In den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts wurde mit einigen wenigen Tieren, die damals in zwei Typen kurzhaarig und langhaarig, eingeführt worden waren, die Zucht begonnen.

Damals vermischten sich die Tazi mit den Ghazins , aber der uns heute bekannte Typ des Bergafghanen, mit reicherer Behaarung setzte sich züchterisch durch und der Tazi verschwand sehr schnell. Nach Streitigkeiten den Standard betreffend, legte man in England, dem Patronsland um 1925 einen gültigen Standard fest.

Nach "Zardin" und "Sirdar" richtete sich damals der Geschmack und die Zucht.

 
Schaut man sich die heutigen Afghanen an, so ist der Unterschied zu den alten Hunden leicht zu erkennen, aber ist der Unterschied auch ein Forschritt, sprich ein "Segen für die Rasse"? Vor ca. 25 Jahren führte der Anblick des Bildes von Zardin  bei mir dazu mich endlos in diese Schönheiten zu verlieben. Und es hat sich bis heute nichts an diesem Gefühl geändert. Der Afghane hat viel an Facetten gewonnen, sein Gesicht, seine Anatomie wurde bearbeitet, z.T. verfeinert, Farben unendlich coloriert und durch Selektion auch ein extremes Gangwerk heraus gezüchtet. Viele der heute bekannten Afghanen haben wenig mit den alten Herren auf den Bildern oben zu tun, doch erdeckt man in jedem dieser Tiere auch noch viel Ursprüngliches.

 

Ich kann bei meinen Afghanen behaupten, der Instinkt stimmt! Sie sind sehr sicher bei dem was sie tun, ich lasse sie aber gewähren und hemme nicht, was im Ansatz schon nicht mehr in unsere Zeit zu passen scheint. Der instinktsichere Hund ist wichtig für eine gesunde Zucht, lange genug schon werden degenerierte Hunde gezüchtet, Rüden decken nicht mehr selbst, Hündinnen nehmen gar nicht erst auf und Inzucht wird als Linienzucht deklariert, weil man immer nur die eigenen Rüden verwendet anstatt sich mal nach was neuem umzusehen.

Was macht nun einen Afghanen aus, sein unbestritten schönes Erscheinungsbild, sein arrogant wirkendes und erhabenes Wesen, sein freidenkerisches Verhalten ?

 

Sicher ist es eine Kombination aus vielen verschiedenen Aspekten, die einen Menschen auf diese Rasse aufmerksam werden lassen. Er ist stolz, er bezaubert uns mit seiner Erscheinung, er fliegt an einem direkt vorbei und streift uns doch nur sanft mit einem Hauch von Anmut , einem Windzug gleich, der diesen gewissen Eindruck bei uns hinterlässt, der zur "Influenza Afghanis" führt !

Tja, man kann es so oder so beschreiben, romantisch verspielt oder sachlich und ernst. Ich bin den Afghanen verfallen, und habe über die Zeit , lange Jahre , in denen ich selbst erwachsen wurde immer mehr über sie lernen dürfen. Nicht Bücher in denen immer nur das Gleiche steht haben mir gesagt was ich da für Hunde an meiner Seite habe, sondern die Hunde selbst und das Zusammenleben mit ihnen, und  klar ist ein Afghane ein  Hund - aber was für einer ! 

 

Ganz und gar nicht so exklusiv wenn es darum geht sich um einen frischen Pansen zu streiten und im dreckigen Boden tiefe  Löcher Richtung Äquator zu buddeln, ganz und gar nicht zimperlich wenn es um heiße Mädels geht und darum sich gegen andere Rüden durchzusetzen. 

 

Aber auch liebevoll und behutsam zu kleinen Afghanenkindern, vorsichtig und abwägend in der Dämmerung wenn man den nahenden Fremden auf der Strasse noch nicht ausmachen kann. Laut bellend wenn Gefahr droht oder man nur mal so tun will als ob der Nachbar mit dem Rasenmäher einfach nichts nebenan zu suchen hätte. Schon tolle Hunde diese Afghanen, was ?

Die Menschen die bei uns anrufen um sich näher zu erkundigen, haben sich oft schon etwas mehr informiert, denen die schon mal einen hatten muss man nicht so viel neues erzählen, aber ich mache es trotzdem gern.

Nicht jeder Afghane ist gleich und jede Zucht hat ihre speziellen Eigenschaften, es gibt Züchter die ein gutes Händchen haben und ganz besondere Tiere züchten. Aber es gibt auch den nicht so edlen und wenig klugen Hund, und das liegt an vielen Kleinigkeiten,. Wen verpaart man da, wird Acht auf Wesen, Gesundheit, Kleverniß und Instinkt gelegt, oder züchtet man nach Champion Titeln , mit dem Rüden der grad angesagt ist oder mit dem Hund des Menschen der grad angesagt ist ? 

Auch ich habe natürlich mit ganz speziellen Muttertieren den Grundstein für meine Zucht gelegt, glücklicherweise waren es schon damals die "Irminsuler" die mein Herz erobert haben, im letzten Jahr feierte dieser Zwinger sein 60 jähriges Zuchtjubiläum, Gratulation ! Und Hut ab vor so viel Enthusiasmus und Leidenschaft

Über die Jahre habe ich wiederholt neues Blut in meine Zucht geholt und auch in diesem Jahr kam eine neuer Rüde zu uns , der zukünftig seinen Anteil mit , wie ich hoffe sehr guten Genen in die Chanaz Khan Zucht einbringen wird. Seine Ahnen lassen mich hoffen auf viele wunderschöne Nachkommen die optisch und wesensmäßig zum Bild meiner Afghanen passen.

Wie sieht der Afghane aus, Rüden sind ca. 70 - 74 cm groß, Hündinnen ca. 66 - 70 cm groß, Rüden können 30 - 35 kg, Hündinnen 20 - 28 kg wiegen. Der Afghane wird im Mittel 12 Jahre alt, es gibt ihn in den traumhaftesten  Farbkombinationen. 

 
 

Die Gesundheit des Afghanen ist sehr gut im Vergleich zu vielen anderen Hunderassen, er ist anatomisch noch nah am Wolf, der Nordwolf, die Grundlage der meisten unserer heute bekannten Hunderassen, wird auch der Urvater des Vorfahren des Windhundtyps gewesen sein , der letztlich für die Entstehung des Afghanen verantwortlich zeichnet.

Ich bin der Meinung, alle Tierarten bei denen kein Mensch in der Entstehungsphase seine Finger mit im Spiel hatte sind auch noch heute gesünder und instinktiver als die meisten anderen. Vergleicht man einen Pudel mit einem nordafrikanischen Windhund, oder eine Siam Katze mit einer Perser, wird einem bewusst was ich meine. Afghanenähnliche Hunde gab es schon vor tausenden Jahren im ganzen asiatischen Raum, genauso wie im alten Ostasien seit mehreren Tausend Jahren Siams und Burmesen leben, einfach so und ursprünglich wie Gott sie entstehen lies. Immer wenn der Mensch zu sehr ins Geschehen eingriff , ging was schief, die Nasen wurden kürzer, die Rücken länger, Haare gekräuselt, Augen versetzt, die Beine kürzer, die Ohren länger, ein Hündchen für den Schoß, einer für den Kampf.
Für jeden Geschmack wurde gezüchtet ohne viel an Gesundheit und Lebensqualität der Tiere zu denken. Heute haben Afghanen selten schwere Krankheiten, kaum gibt es Sorgen mit dem Bewegungsapparat, mäßig mit Herz und Nieren, wenig mit Blut und Kreislauf, aber sehr oft und gesellsaftsbedingt leider immer mehr mit Krebs. Dies ist etwas was wir kaum ändern vermögen, denn Himmel und Erde sind kränker als wir wahrhaben wollen und gutes Futter, Luft und Sonne machen schon lang keinen mehr wieder fit!

 

Nichts desto trotz können sie mit einem Afghanen einen super Partner an ihre Seite holen und ein vergleichsweise langes Hundeleben steht ihm bevor. Sie können mehr mit ihm erleben als sie denken, wenn sie auf ihn eingehen und seine Intelligenz fördern. Ein Afghane ist schon etwas eigensinnig, das bedeutet aber nicht das er nicht bereit ist zu lernen, es kommt auf die Art an in der versucht wird ihm das Eine oder Andere beizubringen. Wenn man einen Hund sucht, der ohne zu überlegen tut was man sagt, dann sollte man sich eher für eine andere Rasse entscheiden, wollen sie einen ebenwürdigen Partner an ihrer Seite auf den sie sehr stolz sein können, dann sind sie bei der richtigen Rasse.

 

Man kann einen Afghanen selbstverständlich auch ableinen und er kommt auch wieder , aber sie müssen dann gleich mit ca. 12 Wochen damit anfangen und nicht erst wenn der Hund schon Jahre alt ist und es als sein Recht ansieht sich frei auszutoben, endlich von dem lästigen Leder zu sein, frei und rennen dürfen wohin er will. Anfangs übt man das Wiederkommen in einem eingezäumten Gelände und wer schon andere Hunde hat die hören kann sicher sein, das die Großen den Kleinen wiederbringen.
 

Ich hatte oft Anfragen , wo tatsächlich Leute einen Afghanen suchten der neben ihnen und ihrem Pferd her laufen sollte, da frag ich mich doch nach dem Sinn solch witziger Vorhaben, und für so was gibt es bei mir auch keinen Hund, wenn man Bilder wie aus der Zeitschrift Pferd und Jagd haben will , soll man sich nach was anderem umsehen, für Angeber ist ein Afghanen sicher nicht das Richtige. Gutes Thema, Afghanen als Statussymbol - schreckliche Vorstellung das ein so kluger Hund nur schon sein darf, um mit bodenlangem Haar als edles Accsessoir die Villa zu  schmücken.  Ein teurer Ring oder ein Van Gogh würden den gleichen Zweck erfüllen und kein Hund wäre dabei unglücklich!

 

Ich bin ein sehr bodenständiger Mensch und mag kein Schicki- Micki Getue oder Züchter die damit prahlen welch tolle Häuser und Autos ihre Welpenkäufer haben. Ich bin glücklich wenn die von mir gezüchteten Afghanen in gute Familien kommen, wo sie geliebt werden für das was sie sind.

Wo sie Hund sein dürfen und sich entfalten können, neben und durch die liebevolle Anleitung ihrer Menschen. Kinder sind was tolles, Afghanen mögen Kinder,  auch die kleinen und wenn sie sich zurückziehen können, erziehen lassen sie sich allerdings nicht von Kindern oder Jugendlichen, sie sehen sie nicht als Autorität an und nehmen meist auch nur von einem speziellen Mitglied der Familie wirklich Weisungen an. Sie sind Gefühls und Gewohnheitstiere, sie lieben die Gerechtigkeit und leiden lange unter falscher Bestrafung. Wenn man sich noch so sehr entschuldigt, ein erwachsener Afghane kann lange mürrisch sein und einem etwas übel nehmen . Aber wenn er einem Menschen sein Herz geschenkt hat, dann liebt er diesen auch sein Leben lang.

Nicht oft im Leben kann man diese wundervolle Beziehung zwischen zwei Lebewesen finden, so selten wie sich die passenden Menschen finden, so weit aus seltener ist es bei der Mensch - Hund Konstellation.

Alles in Allem, Afghanen sind eine bezaubernde Hunderasse, immer noch ursprünglich, edel und stolz, gelehrig und klug, gesund und kraftvoll, schnell und jagdlustig, im Haus angenehm und vorsichtig, draußen wachsam und kühn.

Unterschiede und Abweichungen gibt es immer, es lohnt sich gut zu suchen bevor man sich fest für einen Hund entscheidet, nicht die Farbe oder der Preis sollte das wichtigste für sie sein, sondern das Gefühl wenn sie einen ganz bestimmten Hund sehen, wenn ihr Herz schneller schlägt und der gewisse Funke überspringt, dann sind sie auf dem richtigen Weg.

Wenn ich ihnen mehr über Afghanen, Wesen, Haltung, Pflege, Ernährung und Sonstiges erzählen soll, melden sie sich bei mir, ich helfe und berate gern.

Andrea Boldt, 2006